Rezension: Das Reich der sieben Höfe – Flammen und Finsternis von Sarah J. Maas

Achtung, Spoilergefahr!

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Das Reich der sieben Höfe – Flammen und Finsternis, Sarah J. Maas

Fantasy

710 Seiten

19,95€

ISBN: 978-3-423-76182-6

Verlagsseite dtv

Wenn man so lange in der Dunkelheit gefangen ist, dann wird die Dunkelheit irgendwann dein bester Freund.

Worum geht’s?

Feyre ist an den Frühlingshof zurückgekehrt, zusammen mit ihrer Liebe Tamlin. Doch beide sind von den Ereignissen unter dem Berg geprägt – Tamlins Beschützerinstinkt scheint Feyre regelrecht zu erdrücken. Und dann taucht auch noch Rhysand vom Hof der Nacht auf und fordert seinen Teil des Handels ein, den Feyre mit ihm eingegangen ist – eine Woche im Monat am gefürchteten Hof der Nacht zu verbringen…

Meine Meinung

Gleich vorneweg: für alle, die Band eins (Rezension hier) noch nicht gelesen haben, könnte sogar die Inhaltsangabe ein Spoiler gewesen sein. Genauso wie meine ganze Rezension. Eventuell können auch Spoiler für Band 2 vorhanden sein. Ich will euch bloß vorwarnen 😉 Aber nachdem eh gefühlt jeder dieses Buch schon gelesen hat…

„Flammen und Finsternis“ bzw. „A court of mist and fury“ wird von vielen ja als eines der besten Fantasybücher bezeichnet, die es gibt. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen (womit wir wieder beim Thema „Bücherhypes und ihre Folgen“ wären). Doch beginnen wir ganz am Anfang. Auf die ewige Coverdiskussion lasse ich mich jetzt nicht ein, das führt doch zu nichts.

„Solange die Leute, die mir etwas bedeuten, die Wahrheit kennen, sind mir alle anderen egal.“

p. 216

Handlung
Das Buch ist gut 200 Seiten dicker als Band eins, und das merkt man auch. Zwar haben die Charaktere so deutlich mehr Raum für ihre Entwicklung, aber die Handlung kam mir doch sehr künstlich in die Länge gezogen und verkompliziert vor. Vieles dreht sich im Kreis und oftmals kommt nichts Konkretes dabei raus. Meiner Meinung nach hätte man durchaus um die 100 Seiten weglassen können. Gefühlt habe ich nämlich sowieso 30% des Buches schon wieder vergessen – total untypisch für mich.
Am Ende sind meine Emotionen zwischen „Oh wie doof“ und „Oh mein Gott ist das genial!“ geschwankt. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, weiß ich nicht. Es gab durchaus sehr gute Szenen, aber manchmal hätte ich das Buch echt an die Wand werfen können. Ich hätte mir einfach einen etwas geradlinigeren Plot gewünscht. Einen Plot, der im Gedächtnis bleibt und nicht wie jetzt bei mir im Kopf ein riesiges Knäuel aus gefühlt 30 verschiedenen Handlungen bildet. Einen Plot, der mich auf jeder einzelnen Seite mitreißt. Ich weiß, viele fanden Band 1 langweilig, aber ich mochte es sehr gerne. Es war einfach…geradliniger.

Irgendwie habe ich das Gefühl, meine Gedanken würden sich sehr widersprechen. Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine.

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Schreibstil
Allerdings gibt es auch hier immer mal wieder diese atmosphärisch wunderschönen Momente, die Sarah J. Maas in die Geschichte einwebt. Überhaupt gelingt es der Autorin sehr gut, die Stimmung der einzelnen Ort einzufangen und dem Leser zu vermitteln. Dazu passt auch ihr Schreibstil sehr gut, der zwischenzeitlich wunderschön – ja fast schon poetisch – und auch nachdenklich ist. Allerdings…in manchen Situationen wurden Begriffe ständig wiederholt (wie oft das Wort „Seelengefährte“ vorgekommen ist, hab ich irgendwann aufgehört zu zählen).
Ich hatte den Eindruck, dass die deutsche Übersetzung in diesem Buch nicht ganz so stimmig ist, wie im Vorgänger. Immer noch gut, keine Frage, aber die Magie konnte diesmal nicht so gut vermittelt werden, fand ich.

Das Setting ist – genau wie im Vorgänger – ganz großartig. Die Welt, in der Feyre lebt, ist so einzigartig, so magisch, so gefährlich. Eine grandiose Mischung! Zudem finde ich es sehr gut, dass der Leser zusammen mit Feyre diese Welt von Seite zu Seite, von Buch zu Buch immer besser kennenlernt. Und im nächsten Band sollen ja noch mehr High Lords vorkommen – ich bin gespannt.

„Tu das, was du liebst, was du brauchst.“

p. 209

Charaktere
Für mich waren die Protagonisten das, was das Buch ausgemacht hat. Wir begegnen hier altbekannten und neuen Gesichtern. Feyre hat am Anfang ziemlich zu kämpfen, aber sie wurde zum Glück weder nervig, noch weinerlich. Ganz im Gegenteil: ich konnte ihre Gefühle absolut nachvollziehen. Im Laufe des Buches macht sie dann eine noch größere Entwicklung durch, als im ersten Band. Sie wird noch mutiger, noch stärker, noch cleverer, schlichtweg noch besser!
Tamlins Veränderung ist ja immer ein großes Thema bei allen, die dieses Buch gelesen haben. Ich verstehe einfach nicht, wieso man einen Charakter so stark verändern muss, nur damit Feyre ihn nicht mehr liebt. Diese krasse Veränderung geht nicht nur viel zu schnell und ist unglaubwürdig, sie tut auch Tamlin unrecht. In Band eins noch der hilfsbereite High Lord, der die gesamte Familie von Feyre vom Verhungern rettet, ihn Band zwei der Bösewicht, der einen Pakt mit dem Feind schließt? Nee. Einfach nein.
Lucien, den ich im ersten Teil ja noch so gern mochte, entwickelt sich zu einem regelrechten Schwächling und ich hoffe so sehr, dass Sarah J. Maas ihn im dritten Teil wieder zu dem macht, der er ist!
Alle lieben Rhysand. Und ja, er ist wirklich großartig. Aber meine Top3-Bookboyfriends kann er nicht verdrängen. Man lernt ihn hier sehr gut kennen, und genau das gefällt mir wahnsinnig gut. Selten erfährt man so viel über den Love-interest. Das macht Rhys sehr echt und sehr authentisch.
Natürlich mag ich Tamlin jetzt nicht mehr so gerne, wie noch in Band eins. Aber trotzdem hat er das alles nicht verdient, finde. Klar, er war extrem besitzergreifend und autoritär. Aber auch Rhysand ist das ab und an – besonders in Band eins. Auch wenn behauptet wird, sein Verhalten in Band eins wäre nur zu Feyres Schutz gewesen: Man hätte das auch anders lösen können. Trotzdem passt Rhys deutlich besser zu Feyre, als Tamlin. So gesehen hat sich die Entwicklung in diese Richtung schon gelohnt.
Der innere Kreis des Hofes der Nacht ist wirklich, wirklich toll, jeder Protagonist hat seine eigenen Charakterzüge, seine eigene Geschichte, seine eigene Persönlichkeit. Alle sind einzigartig!
Auch die restlichen Nebencharaktere sind sehr interessant, ob es jetzt Feyres Schwestern sind, die Königinnen, der Lord des Sommerhofs etc. Man kann sich nie sicher sein, auf welcher Seite sie stehen und was ihre eigentlichen Absichten sind. Ich bin wahnsinnig gespannt, wie sich alle Protagonisten im nächsten Band entwickeln!
Kleiner Zusatz: Die Beziehungen, die zwischen den Protas herrschen, sind super interessant und vielschichtig. Und es ist fesselnd, zu beobachten, wie sich alles entwickelt. Extrem fesselnd.

„Auf diejenigen, die zu den Sternen schauen und sich etwas wünschen, Rhys.“
[…]
„Auf die Sterne, die zuhören – und auf die Träume, die wahr werden.“

p. 388

Fazit

Kurz gesagt: die Charaktere waren großartig, der Schreibstil war größtenteils auch gut, und der Plot hat mich enttäuscht. Ich hätte dieses Buch so gerne genauso sehr geliebt, wie der Rest der Leserschaft. Aber leider bleibt es für mich „nur“ ein gutes Buch. Mehr nicht. Man kann sich jetzt streiten, ob der Hype gerechtfertigt ist, für mich ist er es leider nicht – was ich in letzter Zeit bei einigen Büchern feststelle.
Vielleicht werde ich die ersten beiden Bände auf Englisch nochmal lesen, bevor ich in Band drei eintauche. Mal sehen – ich freue mich trotz der kleinen Enttäuschung auf das Finale der Trilogie, die eigentlich gar keine ist…

Vielen lieben Dank an den dtv Verlag für das Leseexemplar!

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5 Gedanken zu “Rezension: Das Reich der sieben Höfe – Flammen und Finsternis von Sarah J. Maas

  1. Liebe Emily,

    ich habe vor Kurzem auch Band 1 gelesen und fand es gut – mehr aber auch nicht. Band 2 werde ich sicherlich trotzdem lesen, obwohl ich die Entwicklung (die ich vorher schon erahnte) nicht gut finde. Ich mag es nicht, wenn Charaktere so komplett anders „gedreht“ werden. Das wirkt auf mich immer etwas effekthascherisch. Aber nun gut, man muss nicht jeden Hype ebenso hypen, gell? 🙂

    Liebe Grüße,
    Anna

    Gefällt 1 Person

    • Hallo Anna,
      den ersten mochte ich wirklich gerne…aber der zweite hat mich einfach etwas enttäuscht – gerade weil alle dieses Buch hypen!
      Und diese Wendung ist etwas unglaubwürdig, finde ich. Vielleicht müsste ich auch Band eins nochmal lesen, vielleicht wird mir das dann klarer…?
      Wirst du Band 2 lesen? Wenn ja, sag Bescheid, wie du ihn findest 🙂
      LG. Emily

      Gefällt 1 Person

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