Rezension: Midnight Sun, Trish Cook

Omnia vincit armor.

Allgemeines

Jugendbuch – 288 Seiten – 10,99€
ISBN: 978-3-570-31212-4 – Verlagsseite cbt
Vielen Dank für dieses Rezensionsexemplar!

Worum geht’s?

Katie liebt es, Songs zu schreiben. Sie liebt ihren Vater, und ihre beste Freundin Morgan. Und sie ist heimlich verliebt – in Charlie Reed, der jeden Morgen an ihrem Zimmerfenster vorbeikommt. Eigentlich ist Katie ein ganz normales Mädchen.

Eigentlich.
Denn Katie hat Xeroderma Pigmentosum, einen extrem seltenen Gendefekt. Wenn sie mit UV Strahlen in Berührung kommt, stirbt sie. Doch eines Abends geschieht das Unglaubliche: sie lernt Charlie endlich persönlich kennen – und stürzt sich damit in einen Sommer, in dem sie so viel riskiert, wie noch nie…

Ist das Buch nur eine dieser „Krankheitsgeschichten“? Oder kann es mehr?

Das ist tatsächlich eine berechtigte Frage, denn dem Klappentext zufolge erinnert „Midnight Sun“ doch stark an wahlweise „The Fault in our Stars“ von John Green oder „Everything, Everything“ von Nicola Yoon. Zunächst: das Buch folgt einem ähnlichen Muster – hat aber doch seinen eigenen Charme.

Zu Beginn: Ich finde es sehr toll, dass man als Grundthematik das Leben mit Xeroderma Pigmentosum gewählt hat. Das Leben mit dieser Krankheit stelle ich mir sehr erdrückend vor. Oder, wie Katies Ärztin sagt:

XP ist eine Krankheit, die einem Kind die Lebensfreude nehmen kann.

Tatsächlich ist dieser Gendefekt wirklich extrem selten. Ich war mir seiner Existenz bis jetzt gar nicht wirklich bewusst. Scheinbar leiden in Deutschland ca. 80 Menschen an dieser Krankheit, in Amerika sind es wohl um die 250. Es gibt bisher noch keine Heilungschancen.

Katie ist eine tolle Persönlichkeit. Es ist bewundernswert, mich welchem Elan sie ihre Situation meistert. Man muss mal bedenken, was es für ihr Sozialleben bedeutet, nur nachts aus dem Haus gehen zu können. Sie hat definitiv ihr Päckchen zu tragen und schafft es trotzdem ein starkes und humorvolles junges Mädchen zu sein, das sehr, sehr viel Liebe ausstrahlt.
Ihre beste Freundin Morgan und ihr Vater sind anfangs ihre einzigen Bezugspersonen und zwischen den drei herrscht so viel Harmonie, was wirklich sehr berührend ist.

In Charlie ist Katie schon lange verliebt und [selbstverständlich] entpuppt er sich als der perfekte Junge. Um ehrlich zu sein, gerade in der ersten Hälfte des Buches kam das mir sehr unwirklich vor, zumal ich Charlie nicht wirklich greifen konnte. Für mich war er bis zum Ende hin ganz nett, aber dennoch etwas blass. Klar, er unterstützt Katie in allem was sie tut, er beschützt sie, er liebt sie bedingungslos. Er verzeiht ihr alles.
Aber trotzdem blieb er sehr fiktiv für mich. Das war grundsätzlich mein Problem mit den Charakteren – sie waren zwar sehr sympathisch und liebenswürdig, aber wirklich echt kamen sie mir nicht vor. Das mag vielleicht aber auch an der Länge (oder eher Kürze!) des Buches liegen.

Zu Beginn hatte ich mich gefragt, ob eine Geschichte wie diese in nur 288 Seiten die nötige Tiefe entwickeln kann. Ich war sehr skeptisch. Und auch in der ersten Buchhälfte hat diese Skepsis noch angehalten, es war sehr nett und unterhaltsam zu lesen, ging aber nicht wirklich tief. Um Seite 200 hat sich dann aber plötzlich was verändert, ich habe deutlich mehr mitgefiebert und das Buch bekam eine Botschaft:

Genieße jeden Tag deines Lebens und Liebe ist unendlich und besiegt alles.

Es mag kitschig klingen, enthält aber sehr viel Wahrheit.

Insgesamt hat dieses Buch gerade in der zweiten Hälfte extrem aufgeholt. Besonders das Ende fand ich sehr stark und letztendlich wirklich emotional. Es hat sich alles sehr schön gefügt – diese Abgeschlossenheit ist etwas, das ich an Einzelbänden sehr schätze.

Auch der Schreibstil war sehr angenehm zu lesen. Trish Cook hat ein wirklich schönes Setting gewählt, mit Strand, Meer, Sternen. Auch wenn ich nicht so tief berührt war, wie es hätte sein können, habe ich mich trotzdem gut unterhalten gefühlt.
Gerade die Ich-Perspektive bringt uns Katie ein Stückchen näher, weshalb sie auch der dreidimensionalste Charakter ist.
Ich hatte die kleine Hoffnung, dass wir in diesem Buch auch kleine Songtexte finden würden, da Katie ja scheinbar sehr talentiert ist. Leider findet sich hier nur ein kleiner Absatz, der dafür aber sehr schön ist. Immerhin! Und vielen Dank an den Verlag, dass der Text im Original, sowie im Deutschen beibehalten wurde! Nichts ist schlimmer, als eine gezwungene Übersetzung eines Liedes.

Now I walk with you, with my head held high, in the darkest night, I feel so alive.
– Jetzt gehe ich mit dir, den Kopf hoch erhoben, in der dunkelsten Nacht.
Ich fühle mich so lebendig.

Ja und der Film?

Ich denke, die meisten Leser werden auf dieses Buch durch den Film aufmerksam. Dieser wird voraussichtlich am 22. März 2018 in die deutschen Kinos kommen, die Hauptrollen Katie und Charlie wurden mit Bella Thorne und Patrick Schwarzenegger besetzt.
Ich ziehe es wirklich in Betracht, ins Kino zu gehen. Das ist eine Geschichte, die sich sehr emotional und echt auf die Leinwand bringen lassen könnte. Ich bin gespannt, was daraus gemacht wurde!

EDIT:

Ich habe den Film tatsächlich angeschaut und festgestellt, dass er für mich besser funktioniert hat, als das Buch. Insgesamt konnten die Emotionen besser vermittelt werden, und auch die Musik hat eine größere Rolle bekommen – was verständlich ist, Musik lässt sich in Filmen einfach besser darstellen, als in Büchern.
Auch einige awkward Momente zwischen Katie und Charlie sind im Film sehr witzig und charmant rübergekommen.

Letzten Endes würde ich tatsächlich eher den Film als das Buch empfehlen, aber das ist wohl Geschmackssache.

Fazit

„Midnight Sun“ ist ein Buch, das eine durchschnittliche erste Hälfte mit einer sehr guten zweiten und einem starken Ende (fast) wieder wettmacht. Insgesamt hält für mich hauptsächlich seine Kürze das Buch davon ab, richtig gut zu werden. So bleibt es eine schöne und kurzweilige Geschichte, die zwar für Fans von „The Fault in our Stars“ oder „Everything, Everything“ sicherlich sehr geeignet ist, aber nichtsdestotrotz nochmal ein ganze neues Thema behandelt, das so auf dem Buchmarkt (meines Wissens) noch nicht existiert.

Was sagen andere Blogger zu diesem Buch?

  • Sonja, Lovin Books („Eine tolle und emotionale Geschichte.“)
  • Laura, Im Bücherzelt („Ein schönes Buch für zwischendurch“)

Ihr habt auch eine Rezension zu diesem Buch? Dann sagt Bescheid, ich verlinke euch sehr gerne!

17 Gedanken zu “Rezension: Midnight Sun, Trish Cook

  1. Hallo,
    das ist eine schöne Rezension geworden. Ich war auch lange am überlegen, ob ich mir das Buch zulege oder nicht. Durch deine Rezension konnte ich mir einen besseren Überblick verschaffe und werde mir die Lektüre wohl einmal vorknöpfen, wenn mir nach einer leichten Lektüre für zwischendurch ist 🙂
    Ich wünsche dir ein fantastisches Wochenende!
    Liebe Grüße
    Janika

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    • Hallo Janika,
      Vielen Dank! Ich war anfangs auch skeptisch…aber letztendlich hat es mich wirklich gut unterhalten. Und es lässt sich sehr schnell lesen – Probier es also auf jeden Fall mal aus! Ich bin gespannt, was du dazu sagst ☺️
      Liebe Grüße und schönes Wochenende,
      Emily 💕

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  2. Hey Emily,
    die Rezension ist dir wirklich gelungen. Ich schleiche schon eine ganze Weile um dieses Buch herum und habe es bisher nicht wirklich geschafft, es mir zu kaufen.
    Liebe Grüße
    Regina

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    • Vielen Dank, Regina! Ich habe mich echt schwergetan damit, es war die erste Rezension seit Ende Oktober 😮
      Das kenne ich! Es gibt so viele Bücher, die man eigentlich interessant findet, sie dann aber doch nie kauft. Ich bin gespannt, wie es dir gefällt, falls es doch mal bei dir einziehen darf 😉
      LG. Emily

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  3. Liebe Emily,

    Eine wirklich schöne und vor allem ehrliche Rezension!
    Ich finde es immer wieder schade, wenn Bücher, die eigentlich wichtige und vor allem emotionale Themen behandeln, nicht so ganz die nötige Tiefe aufbauen können. Auf das Ende hast du mich allerdings neugierig gemacht- das Buch landet zumindest mal auf der Wunschliste 😉

    Liebste Grüße ❤ Jill

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    • Hallo liebe Jill,
      Vielen Dank! Das freut mich 🙂
      Das ist wirklich ein Problem, das stimmt. Besonders in der ersten Hälfte hat mir die Tiefe echt gefehlt. Zum Glück wurde es dann wirklich besser – aber ich glaube, das Buch wäre noch besser gewesen, wenn sich die Autorin zum Ende hin noch ein bisschen mehr Zeit gelassen hätte.
      Insgesamt ist es eine schöne Geschichte, die sich durchaus lohnt (wenn man nicht zu viel erwartet), die mich aber irgendwie etwas unentschlossen zurücklässt. Es gibt diese Bücher, gell 😉
      Ich bin auf jeden Fall gespannt, was du dazu sagen wirst, falls es irgendwann mal einziehen darf!
      Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
      Emily ❤

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  4. Liebe Emily,

    ich bin durch den Film auf das Buch aufmerksam geworden und da ich den Film definitiv nicht im Kino sehen werde (die Besetzung der Hauptfigur ist für mich leider nicht ernstzunehmend bzw. ich werde sie nie mögen können, weil es die „böse Zicke“ aus DUFF ist).
    Das Buch hat mich fast angelacht, aber ich glaube nicht, dass ich es wirklich lesen werde, obwohl du mich jetzt fast ein bisschen neugierig gemacht hast ^^
    Da ich sowohl Everything, Everything als auch The Fault in our Stars gelesen habe, kann ich hier aussetzen ^^

    Liebe Grüße,
    Marion ❤

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    • Hallo liebe Marion,
      Ich bin echt mal gespannt, ob ich ins Kino gehen werde. Ich bin so selten da und schau mir einen Film an – das letzte Mal war glaube ich tatsächlich Everything, Everything, Ende August 2017 in Belfast. Lang ist’s her!
      Das Konzept ähnelt TFIOS und E,E schon, das stimmt. Allerdings ist die Geschichte kein Abklatsch der anderen zwei Bücher und hat einen eigenen Charme. E,E und TFIOS sind sich ja irgendwie auch nur auf den ersten Blick ähnlich.
      Allerdings muss ich ganz ehrlich sagen, dass Midnight Sun zwar wirklich unterhaltsam und schön war, aber nicht mit TFIOS und E,E mithalten kann. Die anderen bleiben einfach etwas mehr im Kopf.
      Und sorry für die ganzen Abkürzungen xD
      LG. Emily ❤

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      • Oha 😀 ich bin tatsächlich eine sehr regelmäßige Kinogängerin xD eine Sucht die beinahe so teuer ist mittlerweile wie Bücher xD
        Mal sehen 😀 ich werde es im Auge behalten und vielleicht mal gucken ob ich es auf englisch ergattern kann ^^ das liegt mir im moment eher 😀
        Die Abkürzungen sind okay 😀 ich musste kurz darüber nachdenke, würde es aber auch nicht dauernd ausschreiben wollen xD zu lange Buchtitel können auch zu einem Problem werden 😀

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        • Echt? Mir ist Kino irgendwie meistens zu teuer…und dann warte ich immer ewig, bis ich mal in den Film gehe und dann läuft er nicht mehr.
          Es gibt so lange Buchtitel! Zum Beispiel „Der lange Weg zu einem kleinen, zornigen Planeten“ von Becky Chambers oder „In dieser ganze besonderen Nacht“ von Nicole Vosseler. Oder auch, weil ich das gerade lese: „The Gentleman’s Guide to Vice and Virtue“ von Mackenzi Lee. Meine Güte 😀

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        • Es ist halt trotzdem irgendwie ein anderes Erlebnis ^^ wobei ich sagen muss, dass man als Student (ach in München) doch recht Billig ins Kino gehen kann. Am besten probierst du mal das am Goetheplatz aus, da war ich immer ganz gerne und das ist für Münchner Verhältnisse noch echt okay ^^ Die Leopold-Kinos sind auch nicht teuer, aber manchmal etwas speziell ^^

          The Gentleman’s Guide hab ich auch schon mal angefangen ^^ das muss ich jetzt unbedingt auch bald mal lesen 😀 das steht schon ewig auf meiner leseliste ^^

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        • Ich weiß, ich bin schließlich seit 19 Jahren in München 😉😉
          Royal Filmpalast, ja, das geht. Aber ich finde immer die Kombi teuer. Wenn du dann auch noch Popcorn willst (und JA, wenn ich nur zweimal im Jahr gehe muss ich auch Popcorn dazu haben!), ist man schnell so viel Geld los, dass man sich genauso gut die DVD kaufen kann und sich‘s daheim gemütlich machen kann 😬
          In Belfast war es auch günstig. Unter £5 ☺️
          Aber ich gebe mein Geld irgendwie lieber für was anderes aus. Bücher. Urlaub. Musik. Und so 😂

          Ja…die ersten 70 Seiten sind mir echt schwer gefallen. Jetzt bin ich irgendwo zwischen 220 und 300 und es ist besser, aber…sagen wir‘s mal so, ich bin kein großer Fan der Protas 🤷🏻‍♀️

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  5. Klingt auf jeden Fall interessant, ich mag zb die Bücher von John Greene…aber deine Kritik bzgl der echten Charaktere lässt mich zweifeln, ob ich es lesen will.

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    • Ja…die Hauptprotagonistin war toll, aber der Rest in meinen Augen recht blass. Ich denke, wenn das Buch noch so 70 Seiten länger gewesen wäre, wär es richtig toll geworden!
      Aber weißt Du was? Das Buch hat man richtig schnell durch. Vielleicht hat es ja Deine Bücherei irgendwann und dann kannst Du‘s einfach mal ausprobieren. Schlecht ist das Buch sicher nicht!
      LG Emily

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